Unruhen auch in Meru nach Wahlen in Tansania

Meru: Straße in Moshi
Bildrechte Peter Mattenklodt

Während wir weltweit mit einer komplizierten politischen Lage und Friedenssituation konfrontiert sind, sind auch unsere Partner in Meru davon betroffen: nach den Parlaments- und Präsidentenwahlen, die vom Europäischen Parlament als "weder frei noch fair" bezeichnet werden, kommt es dort wie in weiten Teilen Tansanias zu Unruhen.

Tansania hält alle fünf Jahre Wahlen von Präsident und Parlament. 2021 erlebte das Land einen historischen Schock, als Präsident John Magufuli während seine Amtszeit verstarb. Laut der Verfassung Tansanias übernimmt in einem solchen Fall der Vizepräsident die Führung. Daher wurde die damalige Vizepräsidentin, Frau Samia Suluhu Hassan, Präsidentin.

Zu Beginn ihrer Amtszeit schöpften die Oppositionsparteien neue Hoffnung, da sie ein Interesse an einem Dialog mit der Opposition zeigte. Oppositionsführer, die während der Amtszeit ihres Vorgängers ins Exil gegangen waren, kehrten zurück. Präsidentin Samia stellte ihre sogenannte 4R vor: Reconciliation, Resilience, Reforms, Rebuilding (Versöhnung, Widerstandskraft, Reformen, Wiederaufbau).

​Doch je näher die Wahlen im Jahr 2025 rückten, desto stärker wuchsen die Spannungen. Die Wahl am 29. Oktober 2025 war von großer Kontroverse geprägt. Zum ersten Mal nahmen die beiden stärksten Oppositionsparteien nicht an der Wahl teil. Wie kam es dazu? Die wichtigste Oppositionspartei, Chama cha Demokrasia na Maendeleo (CHADEMA), wurde von der Wahl ausgeschlossen, nachdem sie sich geweigert hatte, einen verpflichtenden Wahlkodex zu unterzeichnen. Stattdessen startete die Partei die Kampagne „Keine Reformen, keine Wahlen“ und forderte grundlegende Veränderungen im Wahlsystem.

​In den Monaten vor der Wahl gab es Berichte über politische Spannungen, Verschwinden von Aktivisten und Verhaftung von Oppositionsführern. Der CHADEMA-Vorsitzende Tundu Lissu befindet sich seit April in Haft und steht unter Anklage wegen Hochverrats. Auch der Präsidentschaftskandidat einer weiteren Oppositionspartei, ACT-Wazalendo, wurde von der nationalen Wahlkommission disqualifiziert.

​Am Wahltag kam es in mehreren Teilen des Landes zu Protesten. Viele junge Menschen, frustriert über das, was sie als unfairen Prozess empfanden, störten Wahlzentren und beschädigten Eigentum von Anhängern der Regierungspartei, darunter auch von Künstlern und Polizisten, und riefen: „Wir wollen unser Land zurück!“ Die Polizei reagierte mit Tränengas, eine landesweite Ausgangssperre ab 18 Uhr wurde verhängt.

Auch unsere Partnerdiözese Meru ist gegenwärtig von Unruhen in Arusha betroffen. 

Der Transportverkehr ist gestört, Geschäfte, Schulen, Universitäten wurden bis auf Weiteres geschlossen. Besonders hart trifft die Situation diejenigen, die von ihrer täglichen Arbeit leben: kleine Händlerinnen und Händler, Transportarbeiter und Straßenverkäufer.

Wir beten für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung im Land und für die Sicherheit und Widerstandskraft aller Menschen.

Pfarrerin Jubleth Mungure