Als ich 2020 mitten in der Corona-Pandemie und frisch aus der Schule nach Bamberg gezogen bin, da hatte ich noch gar nicht so viel mit Kirche am Hut. Einen festen Glauben und ein großes Interesse an Theologie hatte ich dennoch im Herzen und so wollte ich in meinem neuen Lebensabschnitt der klassischen Kirche eine Chance geben, um mich zu begeistern. Und unsere Kirche, unsere Gemeinde St. Matthäus hat etwas geschafft, dass alle meine Erwartungen an Kirche um Längen übertroffen hat. So übertroffen, dass ich mich jetzt für mein Theologiestudium schweren Herzens von ihr verabschieden muss, zumindest teilweise.
Nach ersten Kontakten mit der Gemeinde durch den Gemeindebrief, durch Videogottesdienst und einen Weihnachtsgottesdienst im Briefkasten, habe ich mich, als es wieder möglich war, zu den ersten Gottesdiensten auf unsere Kirchenwiese gewagt. Etwas, das mir da neben den Predigten so positiv aufgefallen war, war der Gemeindesegen am Ende der Abkündigungen: Die Zusage, dass ich, obwohl ich mich noch als Gast der Gemeinde gefühlt habe, trotzdem ein Teil von ihr bin. Der Segen kam mir ehrlich vor, nicht einfach so daher gesagt, sondern getragen von einer Offenheit und einem ganz besonderen Geist, der mich immer mehr in die Gemeinde hineingezogen hat. So sehr, dass ich das Gefühl hatte, auf unserer Kirchenwiese endlich eine spirituelle Heimat gefunden zu haben.
„Der Herr segne diese Gemeinde und alle ihre Glieder und Gäste nach dem Reichtum seiner Gnade.“
Und zur Heimat ist St. Matthäus auch geworden. Nach vielen anregenden, inspirierenden Gesprächen mit Martin und Jutta durfte ich hier im Juli 2021 gemeinsam mit der Gemeinde meine Taufe feiern. Das Mitgestalten meines Taufgottesdienstes und so vieler Gottesdienster danach, mein kleines Pfarramtspraktikum bei Jutta und Martin, unzählige spannende Begegnungen mit Menschen aus der Gemeinde beim Kirchenkaffee, in der Buchgruppe oder im "Kirchenvorstand plus", spirituelle Erlebnisse auf unserer Wiese und in unseren Gottesdiensten, eine durchgemachte Osternacht, die Offenheit und Herzlichkeit, in der die Menschen in St. Matthäus Kirche gestalten und so vieles mehr, was man gar nicht in Worte fassen kann, hallen so in mir nach, dass ich diesem Gefühl und dieser Kirche weiter nachspüren möchte.
Meine Entscheidung, jetzt an der Augustana Hochschule in Neuendettelsau Theologie zu studieren, geht zwar leider mit einem schmerzlichen Abschied von meiner Heimatgemeinde hier einher. Aber auch mit einem unendlichen Dank an alle Menschen, die ich hier kennenlernen durften und die meinen Weg zum Theologiestudium und sicherlich auch weit darüber hinaus mitgestaltet haben.
Denn für mich ist eins klar: ich werde den Geist von St. Matthäus in meinem Studium und später tief verwurzelt in meinem Herzen wissen und hoffe ihn immer dann zum Klingen bringen zu lassen, wenn es darum geht, unsere Kirche offen zu gestalten. Und dass man in St. Matthäus als Gemeindeglied und -gast immer willkommen ist, macht mir meinen Abschied mit einem leichten Schmunzeln ein kleines bisschen einfacher.