Neues aus Tansania: Zeit der Veränderungen

Kinder in Meru/Tansania
Bildrechte P. Mattenklodt

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Tansania, zu der auch unsere Partnerschafts-Diözese Meru gehört, erlebt schwierige Zeiten - weil das gesamte Land schwierige Zeiten erlebt.

Im Jahr 2015 wurde John P. Magufuli (genannt: „Bulldozer“) mehrheitlich zum Präsidenten des demokratisch verfassten Landes gewählt. Er nahm, teilweise recht erfolgreich, den Kampf gegen die Korruption und gegen Missstände in der Verwaltung auf und brachte einige große wirtschaftliche Projekte auf den Weg. Das verschaffte ihm viele Sympathien. Auf der anderen Seite baute er Tansania in ein autoritär regiertes Land um. Öffentliche Meinungs- und Pressefreiheit existieren seitdem nicht mehr. Oppositionspolitiker, Journalisten und einfache Leute wurden wegen (angeblicher) Kritik eingesperrt und bleiben zum Teil verschwunden; es gab auch eine Reihe von Anschlägen auf sie. Viele Oppositionelle wanderten aus, viele Zeitungen und Rundfunksender wurden verboten. Die letzten Wahlen im Oktober 2020 reduzierten die Abgeordneten der Opposition auf sechs von 393 Parlamentssitzen. Kaum jemand glaubt, dass dies das echte Wahlergebnis widerspiegelt.

Gegenüber Corona nahm Magufuli die Haltung ein, Tansania sei - mit Gottes Hilfe - frei davon. Etwa ein Jahr lang war die Veröffentlichung anderer Nachrichten zu diesem Thema verboten; Infektionszahlen wurden nicht erhoben, der Impfstoffimport abgelehnt.

Tansania ist ein Land mit einer ausgesprochen jungen Bevölkerung; alte Menschen gibt es dort viel weniger als in vielen anderen Ländern. Im Jahr 2020 scheint das Land - vermutlich am ehesten deswegen - noch vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen zu sein.

Das hat sich inzwischen geändert. Seit Januar starben eine Reihe von Personen des öffentlichen Lebens - man vermutet, an Corona. Ab dem 27. Februar verschwand auch Präsident Magufuli aus der Öffentlichkeit. Am 17. März meldete die Regierung seinen Tod - angeblich wegen eines Herzleidens, man vermutet aber auch hier: wegen Corona.

Magufulis Nachfolgerin ist - zum ersten Mal in Tansania - eine Frau: Samia Suluhu Hassan. Es ist noch zu früh, um sagen zu können, ob sie Magufulis bisherige Politik fortsetzen wird oder nicht.

Tansania hat sich in wenigen Jahren in einem geradezu historisch zu nennenden Ausmaß verändert. Aus der Demokratie wurde eine autoritäre Herrschaft. Und Corona konnte sich, bisher jedenfalls, ungebremst und unbehandelt ausbreiten. Auch von einer ersten tansanischen Variante des Virus wurde inzwischen berichtet. Man hat sie bei Reisenden gefunden, die sie von dort nach Angola getragen haben.

In diesem Umfeld bewegt sich unsere Partnerkirche bzw. Partnerdiözese in Meru. Sie hat es nicht leicht in diesen Tagen.

(Pfr. Hans-Helmuth Schneider, St.Stephan)