Dekanatsentwicklungsprozess - Was bisher geschah
Schon seit längerer Zeit wird in der Landeskirche und auch in unserem Dekanat über Veränderungen nachgedacht. PuK ("Profil und Konzentration") ist dieser Reformprozess überschrieben. Hier sollten und sollen viele Menschen (Haupt- und Ehrenamtliche) auf unterschiedlichen Ebenen in unterschiedlicher Weise die Zukunft der Kirche mitdenken und aktiv mitgestalten. Wenn die Aussicht so ist, dass schon im Jahr 2030 nur noch halb so viele Pfarrer und Pfarrerinnen wie jetzt in der Landeskirche ihren Dienst tun, dann müssen wir lernen Kirche neu "in Räumen und Regionen" zu denken und zu leben.
Die Ergebnisse der verschiedenen Konsultationen, Treffen, Erhebungen und Diskussionen haben die kirchenleitenden Organe im Sommer 2022 ausgewertet und fünf Themenschwerpunkte für die kommenden Jahre gesetzt:
- Ausbau des Kontaktes zu Mitgliedern und Menschen im Sozialraum über gute und digitale Kommunikation.
- Die Region als zukünftiger Gestaltungsraum bekommt einen strukturellen Rahmen wie auch Freiraum zur Gestaltung.
- Eine Personalpolitik, die es kirchlichen und nicht kirchlichen Berufsgruppen ermöglicht gemeinsam die anstehenden Aufgaben zu erfüllen.
- Die Kirchenleitung sorgt dafür, dass sich Spiritualität innerhalb dieses Entwicklungsprozesses entfalten kann.
- Entwicklung hin zu einer dezentralen Entscheidungskultur.
An der Erreichung dieser Ziele arbeiten alle Ebenen gemeinsam (Gemeinde, Dekanatsbezirk, Kirchenkreis, kirchenleitende Organe, mit den angeschlossenen Ämtern und Einrichtungen) sowie alle Arbeitsbereiche (Einrichtungen, Dienste, ...). Es geht darum, die ELKB zukunftsfähig aufzustellen, so dass sie eine ausstrahlungsstarke Kirche bleibt.
Im Dekanatsbezirk Bamberg haben wir in den vergangenen Jahren über die notwendige Regionalisierung bestimmter Aufgabenbereiche in den verschiedene Regionen (Süd-, West- und Stadtregion) diskutiert. Die Regionalstellen sollen dabei neue Arbeitsfelder erschließen oder Arbeiten, die sonst in den Gemeinden beheimatet, waren übernehmen und bündeln.
Seit Ende 2022 liegt nun eine Beschlussvorlage des Dekanatsausschusses, des Leitungsgremiums unseres Dekanatsbezirks Bamberg, über einen Stellenverteilungsplan für den Dekanatsbezirk Bamberg vor, zu der sich die einzelnen Gemeinden ins Benehmen gesetzt haben, d.h. es braucht für die Beschlussfassung nicht des Einverständnisses der Kirchenvorstände.
Was als nächstes geplant ist
Der Vorschlag für eine Neuverteilung der Pfarrerstellen beruht auf der Idee, die Kirche in unserem Dekanat schon jetzt durch eine Umstrukturierung auf den bis 2030 zu erwartenden Pfarrermangel vorzubereiten: Auch wenn aktuell noch genug Pfarrer*innen zur Verfügung stehen, sollen bereits 2024 Gemeindestellen eingespart werden. Aus diesen eingesparten Gemeindestellen sollen gleichzeitig neue Regionalstellen geschaffen werden. Diese gemeindeübergreifende Ebene soll mittelfristig Aufgaben übernehmen, die bisher bei den Gemeindepfarrer*innen verortet waren, z.B. Kinder- und Jugendarbeit, Altenheimseelsorge, Öffentlichkeitsarbeit, oder aber darüber hinausgehen wie die Stelle zur Stadt Seelsorge "Stadtblick".
Zudem werden in Bamberg drei Stadtregionen gebildet: Stadtregion 1 (St. Stephan, Erlöser, St. Matthäus), Stadtregion 2 (Auferstehungskirche, Memmelsdorf-Lichteneiche), Stadtregion 3 (Hallstadt, Gleisenau).
Unsere Stadtregion 1 soll ab 2024 mit insgesamt 4,5 statt bisher 7 Gemeindestellen auskommen (St. Stephan und Erlöser: je 2 statt bisher 3 Stellen, St. Matthäus 0,5 statt bisher 1 Stelle). St. Matthäus ist mit der Halbierung des bisherigen Stellenumfangs damit so massiv von den geplanten Kürzungen betroffen wie keine andere Gemeinde im Dekanat Bamberg.
Diese Umstrukturierung hat Auswirkungen auf die Gemeinden, aber auch auf die Pfarrer*innen, deren Stellen gekürzt werden und die nun eine zusätzliche Aufgaben benötigen. Sie haben die Möglichkeit, sich im Rahmen ihres bisherigen Stellenumfangs auf die neu geschaffenen Regionalstellen zu bewerben.
Gemeindeentwicklung in St. Matthäus
In St. Matthäus haben wir von Anfang an beschlossen, den Veränderungen, die auf uns zukommen, konstruktiv zu begegnen und sie aktiv mitzugestalten. Uns war schnell klar, dass unsere Gemeinde mit einer halben Pfarrerstelle nur lebendige Kirche sein kann, wenn wir unser Gemeindeleben verstärkt als unserer aller Aufgabe begreifen und Strukturen aufbauen, die Ehrenamt ermöglichen, unterstützen und sichtbar machen – weg von einer „vollversorgten Volkskirche“, hin zu einem „Kirche sind wir alle“.
Deswegen war auch klar, dass dieser Prozess nicht nur „im stillen Kämmerlein“ im Kirchenvorstand oder im Pfarramt gestaltet werden kann – sondern am besten gemeinsam mit allen in der Gemeinde, die Lust haben, sich mit uns auf den Weg zu machen, mitten auf der Kirchenwiese. In Gemeindeversammlungen und an Themensonntagen überlegen wir seitdem, wie wir unser Gemeindeleben unter veränderten Rahmenbedingungen erhalten und ausbauen können. Dabei wurde schnell deutlich, welchen Schatz wir in all den Menschen haben, die in unserer Gemeinde leben und sich gerne einbringen!
So haben sich Menschen gefunden, die bei Themen, die ihnen besonders am Herzen liegen, ihre Kenntnisse und ihre Zeit einbringen, sich verantwortlich zeigen, als „KVplus“ regelmäßig austauschen und im neuentwickelten Organigramm im Eingangsbereich unserer Kirche sichtbar werden. In vielen Bereichen sind Menschen dazugekommen, die punktuell Aufgaben übernehmen, sich in Gottesdiensten, dem ANDACHTbeantworter, der Begleitung der Kinder und Jugendlichen, in Gruppen und Kreisen beteiligen und so viele Ideen erst möglich machen. Das Kirchenkaffeeteam schafft mit dem wöchentlich stattfindenden Kirchenkaffee Raum für Gemeinschaft, zum Austausch, zur Vernetzung und macht die Gastfreundlichkeit unserer Gemeinde spürbar. Und da gäbe es noch so viel mehr zu nennen. Und was vielleicht das Wichtigste ist: Es vollzieht sich immer deutlicher ein Mentalitätswandel in unserer Gemeinde hin zu einer Ehrenamtskirche. Nicht zwei großartige Pfarrer*innen und 14 engagierte Kirchenvorsteher*innen „veranstalten“ Gemeindeleben. Sondern wir alle sind eine Gemeinschaft, die mit- und füreinander Gemeinde gestalten. „Zusammen wachsen / Zusammenwachsen“ wurde so zum Motto dieses Prozesses.
Auch die Idee zur Simultankirche, also unser Kirchengebäude und -gelände in gemeinsamer Nutzung mit der rumänisch orthodoxen Gemeinde auf Dauer beleben und finanziell absichern zu können, entstand aus einer Gemeindeversammlung.
Zudem haben wir im Zuge des Dekanatsentwicklungsprozesses die Zusammenarbeit innerhalb der Stadtgemeinden und vor allem mit St. Stephan intensiviert. Es gibt gemeinsame Gottesdienste, gemeinsam getragene Kinderbibelwochen und Konfiveranstaltungen, Austauschtreffen der Kirchenvorstände, Entwicklung eines Schutzkonzeptes gegen sexualisierte Gewalt und manches mehr. Die Suppenkirche als große gemeinsame Aktion aller Stadtgemeinden hat viele Menschen angesprochen und zusammengebracht.
Wir sind auf einem sehr guten Weg – aber wir merken auch, dass diese Umstrukturierung zunächst einmal viel haupt- und ehrenamtlich getragene Zeit und Energie braucht. Daher sehen wir uns nicht in der Lage, bereits ab 2024 mit nur einer halben Pfarrstelle auszukommen und benötigen eine längere Übergangsfrist. Eine Stellenkürzung zum jetzigen Zeitpunkt, inmitten unserer beschriebenen Gemeindeentwicklungsprozesse, würde unserer Überzeugung nach gerade verhindern, dass unsere Gemeinde auf Dauer auch mit einer reduzierten Pfarrerstelle lebensfähig sein kann.
Unser Kirchenvorstand hat sich deswegen nach intensiven Beratungen entschieden, den vom Dekanatsausschuss vorgeschlagenen neuen Stellenplan abzulehnen. Unsere Bedenken und Ideen zur Realisierung haben wir dem Dekanatsausschuss als entscheidendem Gremium mitgeteilt und hoffen darauf, Gehör zu finden.
Bisherige Ergebnisse
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